Die Schlehe (oder Schwarzdorn genannt) ist eine Gehölzart, die viele Vorzüge hat. Vögel wissen die blauen Beeren des mit der Pflaume verwandten Dornenstrauchs zu schätzen, aber auch Feinschmecker sind dem daraus gebrannten Schlehenschnaps sehr zugetan. Als lichtbedürftige und vergleichsweise niedrigwüchsige Dornenstrauchart ist sie hinsichtlich der Ökologie an den Lebensraum Weidelandschaft perfekt angepasst. Die Weidetiere sorgen durch das Kurzhalten der Weideflächen dafür, dass die Samen der Schlehe das zur Keimung benötigte Licht erreicht und halten ihr die wuchsstarke Konkurrenz vom Hals. Geschützt durch ihre Dornen verbeißen die Tiere nur die äußersten ungeschützten Triebe.

Mit der Zeit wird aus zunächst kleinen kugeligen Schlehenbüschen ein großes undurchdringliches und durch Wurzelbrut immer weiter wachsendes Dickicht. Für andere Baum- und Straucharten wirken die Dornenbüsche wie ein Verbissschutz: Kommen sie im Schutz des Dornenbusches zur Keimung, haben auch verbissempfindliche Baumarten in Weidelandschaften eine Chance. Bilden diese aber in zunehmendem Alter einen Schirm über den Schlehen, bekommt die Verteidigung der Schlehe Lücken und schließlich führt das Ausdunkeln zum Absterben des Strauchs.

 

Außer in Weideflächen und an Waldrändern kann die bereits im April prächtig weiß blühende Schlehe auch in Landschaftshecken und in Gärten eine Bereicherung sein. Sie bietet Wildbienen im Frühjahr eine attraktive Nahrungsquelle und aufgrund der großen Beliebtheit in der Vogelwelt gilt die Schlehe zusammen mit Weißdorn und Heckenrosen als besonders gut geeignetes Vogelschutzgehölz. Die Dornendickichte bieten einen vor Feinden geschützten Brutplatz. Die Dorngrasmücke zum Beispiel nutzt insbesondere in lückig stehenden Hecken bevorzugt die Dornenbüsche. Der Neuntöter benötigt lückig stehende Dornenbüsche zusätzlich, um auf den Dornen aus Großinsekten, Mäusen und kleinen Fröschen bestehende Futtervorräte aufzuspießen, die er in Schlechtwetterperioden zur Versorgung seines Nachwuchses nutzt.

 

Die Schlehe gilt aufgrund der Bedeutung als Raupenfutterpflanze auch als ausgesprochene Schmetterlingspflanze. Ihre Blätter stellen für den Nierenfleck und Pflaumenzipfel-Falter die wichtigsten Eiablage- und Raupenfutterpflanzen dar. Auch einige Nachtfalterarten nutzen die Schlehe. Zur Zeit ihrer Blüte im Frühjahr dient die Schlehe zahlreichen Arten als Nektarquelle.

Ihre Blätter stellen insbesondere für die Raupen des gefährdeten Grauen Laubholz-Spinners und Schlehen-Grünspanners oder des stark gefährdeten Schwalbenwurz-Kleinspanners eine wertvolle Futterpflanze dar. Der vom Aussterben bedrohte Hecken-Wollafter legt vorwiegend in der Schlehe sein Eigelege ab. Für die Jungraupen stellen die Schlehenblätter die erste Nahrung dar.Auch mehrere Käferarten sind auf die Schlehe als Nahrungsquelle angewiesen. Der selten gewordene Goldglänzende Rosenkäfer knabbert gerne an den Blütenblättern und dem Pollen der Pflanze. Eine Rüsselkäferart, der Schlehen-Blütenstecher (Anthonomus rufus), lebt als einzige mitteleuropäische Käferart ausschließlich auf der Schlehe. Als Blattfresser an Schlehe sind dieBlattkäfer Clytra laeviuscula, Smaragdina salicina und Cryptocephalus chrysopus beobachtet worden. Im Holz der Schlehe entwickelt sich die Larve des (wärmeliebenden) BockkäfersPhymatodes rufipes. Für etwa 20 Wildbienenarten stellt der Schlehdorn im zeitigen Frühjahr einen wertvollen Pollen- und Nektarspender dar

In der Volksmedizin hieß es früher: "Iss die ersten drei Blüten eines Schwarzdornzweigs und bleib’ das ganze Jahr vor Fieber gefeit!" Die Blüten enthalten Inhaltstoffe, die frische Kräfte verleihen und vor Erkältungen schützen. Der Fachbegriff dafür ist Radikalenfänger. Dazu gehören u.a. Flavonoide, die im weitesten Sinn gefäßwirksam sind und damit auch für Schwitzen bei Fieber sorgen, was das Fieber senkt. Ein Tee aus den frischen Blüten (März bis April) ist ein Genuss und gleichzeitig ein willkommenes Blutreinigungsmittel im Frühjahr. Er reinigt und stärkt den Magen und regt die Entschlackung des Körpers über Darm und Niere an. "Schlehenblüten sind das harmloseste Abführmittel, das es gibt" - so schrieb schon Sebastian Kneipp! Er wirkt mild, aber nachhaltig, vor allem dann, wenn schon eine Gewöhnung an Abführmittel besteht. Schlehe bringt den Körper in Schwung.

 

Rezepte aus SchlehenbestandteilenRezepte aus SchlehenbestandteilenRezepte aus Schlehenbestandteilen

Rezept Tee aus Schlehenblüten - ein belebender Frühlingsgruß

Es reicht aus, einfach eine kleine Hand voll Blüten in 1 Liter Wasser zu streuen, das Sie nach dem Kochen etwas abkühlen lassen; es sollte nicht heißer als 60°bis 70° Grad Celsius sein, sonst werden die Wirkstoffe in den Blüten zerstört. Legen Sie auf jeden Fall einen Deckel auf die Teekanne, sonst verflüchtigen sich die Wirkstoffe ebenfalls - und lassen Sie sie zugedeckt einfach schwimmen. Sie brauchen sie nicht abzugießen! Als Frühjahrs-Kur zur Blutreinigung bei Hautkrankheiten, Gicht und rheumatischen Beschwerden trinken Sie täglich 2 bis 3 Tassen solange die Schlehen blühen. Sie unterstützen Blase und Niere bei der Arbeit. Sie können frische oder getrocknete Blüten (aus der Apotheke) für den Teeaufguss verwenden.

Tipp: Wenn Sie sich einen Vorrat anlegen wollen, pflücken Sie die Blüten oder Blütenknospen ganz vorsichtig zwischen den Dornen heraus, trocknen Sie sie bei Zimmertemperatur ausgebreitet auf einem Leinentuch und bewahren sie anschließend am besten in einer Dose auf.

Wenn Sie nach einer langen Erkältung oder Grippe nur schwer wieder auf die Beine kommen oder sich einfach ausgelaugt und erschöpft fühlen nach dem langen Winter, können Sie sich mit einem Schlehenblüten-Elixier stärken. Übrigens stammt das Wort "Elixier" aus dem Arabischen und bedeutet soviel wie "eine geheimnisvolle Kräfte enthaltende Arznei, die ewiges Leben und Gesundheit verleiht"!

 

Rezept Schlehenblütenelixier – gegen Frühjahrsmüdigkeit

Füllen Sie 2 große Hände voll Schlehenblüten in ein Einmachglas und geben 2 Esslöffel eines möglichst flüssigen, milden Honigs darüber. Darüber gießen Sie einen ¾ Liter trockenen Weißweins, stellen den Ansatz mindestens eine Woche an ein helles Plätzchen, schütteln täglich vorsichtig um und filtrieren ab, sobald sich der Honig ganz aufgelöst hat. Täglich 1 Likörgläschen(!) davon trinken, das verleiht neue Kräfte.

Wenn Sie schon beim Pflücken sind, dann zweigen Sie doch gleich noch ein Marmeladenglas voll frischer Schlehenblüten ab. Sie können damit nämlich auch ein wunderbar pflegendes Hautöl herstellen für die Frühjahrs-Kur Ihrer Haut!

 

Schlehenöl - Frühjahrs-Kur für die Haut

Pflücken Sie an einem sonnigen Frühlingstag ein Marmeladenglas voll mit Schlehenblüten, drücken Sie sie ruhig ein bisschen zusammen und übergießen sie dann mit einem guten Mandelöl – alternativ können Sie auch ein kalt gepresstes Bio-Olivenöl nehmen - bis alle Blüten gut bedeckt sind. Zur längeren Haltbarkeit und zusätzlich zur Hautpflege fügen Sie noch den Inhalt einer Kapsel mit Vitamin E (gibt’s in Apotheken) zu. Das Glas samt Inhalt lassen Sie an einem hellen Platz 3 Wochen lang stehen, schütteln es regelmäßig um und filtrieren nach dieser Zeit durch einen Kaffeefilter ab. Für alle, denen diese Prozedur zu aufwändig ist, gibt es Schlehenöl auch fertig zu kaufen. Lassen Sie sich in Reformhaus, Naturkostladen oder Apotheke beraten.

Die Inhaltstoffe der Schlehe wirken straffend und regen gleichzeitig den Hautstoffwechsel an. Auch zur Vorbeugung von Schwangerschaftsstreifen ist eine tägliche Zupf-Massage mit Schlehenöl zu empfehlen. Die Haut wird durchwärmt, besser durchblutet und dadurch dehnfähiger.

 

Schlehenfrüchte – Schutz für’s Immunsystem von der Steinzeit bis heute

Erst nach dem Verblühen der Schlehenblüten kommen die kleinen, grünen, ovalen Blätter zum Vorschein und spät im Sommer die kugelrunden blauen Früchte. Nicht umsonst erinnern sie an kleine Pflaumen, denn Zwetschge, Mirabelle und Pflaume sind in vielen Veredelungsschritten aus der Schlehe gezüchtet worden. Auf die Verwandtschaft verweist die Bezeichnung „Haferpflaume“ für Schlehe. Weitere Namen sind Schwarzdorn oder Schlehdorn.

Bei Hildegard von Bingen ist in ihrer „Physica“ zu lesen: „Und die Frucht des Schlehdorns, nämlich die Schlehen, süße mit Honig und iss sie oft auf diese Weise, dann wird die Gicht in dir weichen. Aber wer im Magen schwach ist, der brate Schlehen (...) oder er koche sie in Wasser und esse sie oft, dies führt den Unmut und den Schleim vom Magen ab. Und wenn er ihre Kerne mit isst, wird es ihm nicht schaden.“

Schlehenfrüchte enthalten Gerbsäuren, Fruchtsäuren, Mineralien und Vitamin C. Auch jetzt im März, wenn Sie vom langen Winter erschöpft sind oder eine hartnäckige Erkältung noch nicht ganz auskuriert haben, verleihen die Schlehenfrüchte neue Kräfte. Sie unterstützen die Rekonvaleszenz und sind eine vitaminreiche Stärkung für das Immunsystem.

Getrocknete Schlehenfrüchte erhalten Sie in der Apotheke – wenn Sie noch keinen Vorrat vom letzten Herbst haben.

Schlehenfrüchte nutzten schon die Bewohner der Pfahlbauten als Vitaminvorrat für den Winter - sozusagen als steinzeitliche Knabberei am Lagerfeuer! Bei Ausgrabungen fand man ganze Karrenladungen von Schlehenkernen!

Und auch Ötzi trug Schlehenfrüchte als Proviant bei sich.

 

Schlehenfrüchte enthalten Gerbstoffe in großen Mengen. Sie wirken zusammenziehend und helfen bei leichten Entzündungen des Zahnfleisches oder auch bei Zahnfleischbluten. Hierzu kauen Sie ganz einfach einige getrocknete Schlehenfrüchte wie Kaugummi und behalten sie lange im Mund.

 

Rezept Mundspülung aus Schlehenfrüchten

Oder Sie gurgeln mit einem stärker gebrühten Tee aus den Früchten.

Übergießen Sie 2 gehäufte Teelöffel getrockneter Schlehen mit 250 ml kochendem Wasser. Um eine stärkere Wirkung zu erzielen, lassen Sie den Tee mindestens 10 Minuten lang zugedeckt ziehen.

 

Schlehen – Beruhigung für den nervösen Magen

Getrocknete(!) Schlehen beruhigen und stärken einen „aufgeregten“ Magen-Darmtrakt, zum Beispiel nach Erbrechen oder bei Durchfall. Bei Menschen, deren Magensaftproduktion morgens noch zu wünschen übrig lässt und die deswegen lieber ohne Frühstück aus dem Haus gehen, regen getrocknete Schlehen – auch daraus gekochter Schlehensaft oder Schlehengelee - die Verdauung an und damit die Lust auf ein kräftigendes Frühstück. Auch der Stuhlgang profitiert davon.

Tipp: Haben die Früchte erst einige Nachfröste hinter sich – oder einige Nächte in der Gefriertruhe - so verlieren sie den bitteren Geschmack, machen die Zähne nicht mehr stumpf und entwickeln ein süßes Aroma.

 

Rezept Schlehensaft

Die Schlehenfrüchte, die Sie geerntet (und eingefroren) haben, geben sie in einen großen Topf und übergießen sie mit so viel kochendem Wasser, bis alle Schlehen gut bedeckt sind. Diesen Ansatz lassen Sie 24 Stunden lang stehen. Nach dieser Zeit sieben Sie die Flüssigkeit ab, erhitzen sie wieder zum Kochen und gießen sie erneut über die Schlehen. Wieder 24 Stunden stehen lassen, absieben, den Schlehensaft zum Sieden erhitzen und heiß über die Schlehen gießen. Diesen Vorgang wiederholen Sie 5 bis 7 mal. Mit jedem Tag wird die Flüssigkeit dunkler, süßer und aromatischer. Nach dem letzten Erhitzen wird der Schlehensaft heiß in Flaschen gefüllt und gleich verschlossen. So ist er lange haltbar. Zum Trinken können sie ihn wieder erwärmen und bei Bedarf süßen.

 

Rezept Schlehengelee

Aus dem Schlehensaft kochen Sie nach Zusatz von Zucker ganz einfach einen Gelee mit dem Geliermittel, das Ihnen am besten zusagt und richten sich nach der Vorschrift auf der Packung.