Das Lindenwäldchen im Hessepark ist aus einem ehemaligen Lindenquartier der Baumschule hervorgegangen. Die Sommerlinden wurden als 10-jährige Hochstämme gepflanzt. In der Zeit, in der die meisten Wiesen des Rheiderlandes bereits gemäht sind und das dortige Blütenangebot somit schlagartig verloren gegangen ist, können Linden eine dadurch entstehende große Lücke in der Versorgung der heimischen Hummelarten mit Pollen und Nektar schließen. Die beiden heimischen Lindenarten Sommer- und Winterlinde blühen in der ersten Junihälfte, die aus kontinentaleren Breiten importierten Krim- und Silberlinden in der zweiten Juni- und ersten Julihälfte. Der mit Ende der Blühperiode einsetzende Nahrungsengpass in unseren heute blütenarmen Agrarlandschaften brachte die Silberlinden als zuletzt blühender Lindenart fälschlicherweise in Verruf: Unter den abblühenden Silberlinden wurden mitunter viele hundert toter Hummeln gefunden. Doch die zunächst vermutete Vergiftung durch den im Nektar befindlichen Zucker Mannose bestätigte sich nicht. Inzwischen scheint wissenschaftlich abgesichert, dass sich an einzeln stehenden Silberlinden Tiere aus einem großen Umfeld sammeln, weil es sich um die letzten noch verfügbaren Trachtquellen handelt. Noch während der Suche nach dem letzten Nektar an den Bäumen geht den Hummeln der „Treibstoff“ aus, so dass sie entkräftet zu Boden fallen und verenden. Da in der Zeit in vielen Hummelvölkern gerade die nächste Generation Jungköniginnen heranwächst, führt dieser Nahrungsengpass zu einer starken Absenkung der sonst möglichen Zahl Hummelvölker. Untersuchungen konnten zeigen, dass durch gezielte Angebote guter Trachtpflanzen das Verhungern verhindert werden kann könnte. Wer in seinem Garten ab Ende Juni/Anfang Juli blühende Hummelpflanzen pflanzt (z.B. Stauden, Anlage von Rotkleeflächen) kann helfen, die Hummeldichte stark zu erhöhen.

 

Natürliche Lindenwälder sind sehr selten geworden und eher in kontinentaleren Gegenden verbreitet. Auch in den Mittelgebirgen sind Linden ein natürlicher Bestandteil sommerwarmer Eichen-Hainbuchen-Wälder auf frischen und meist tiefgründigen Böden. Im norddeutschen Tiefland ist sie am ehesten als Dorf- oder Hofbaum gepflanzt worden. Für Ostfriesland ist ihre hofnahe Pflanzung in Verbindung mit einem kopfbaumartigen Schnitt typisch. Die Bäume sollen dem Mauerwerk Feuchtigkeit entziehen. Die starke Höhlenbildung in den Kopfbäumen sorgt aber auch für Quartiere für Fledermäuse.

Der Name Linde kommt vom nordgermanischen "Iinda" = Binde, was auf die frühere Verwendung des Lindenbastes zu Bindearbeiten hindeutet. Bis auf den Bast ist alles an diesem Baum weich oder eben lind: das Holz, der Blütenduft, die Blatt- und Baumform. Als Zentrum von Geselligkeit, für Tanz und Versammlungen dienten mächtige Einzelbäume in den Ortschaften. Oft befand sich der Tanzboden sogar im Geäst des gestuft gezogenen Baumes. Die Gattung Linde (Tilia) ist etwa mit 10 Arten in der gemäßigten Zone der nördlichen Halbkugel verbreitet. " Tilia" gab auch der Familie der Tiliaceae (Lindengewächse) den Namen, die mit 34 Gattungen und 370 Arten auf der ganzen Welt verbreitet ist.

Die Linde war schon vor den Eiszeiten in Europa heimisch und in der Eichenmischwald-Zeit (etwa 5500 bis 2500 v. Chr.) weit verbreitet.

Im Neolithikum machten die Menschen sogar Kleider daraus, später vor allem Schnüre und Seile.

Vom Wachstum der Linde wird gesagt, dass sie ,,300 Jahre komme, 300 Jahre stehe und 300 Jahre vergehe". Das durchschnittliche Alter wird bei beiden Lindenarten mit etwa 1000 Jahren angegeben. Obwohl dies die Ausnahme darstellt, gelten 800 Jahre als guter Durchschnitt: Die sogenannten 1000jährigen Linden sind oft nur um 600 Jahre alt. Die Sommerlinde wächst rascher als die Winterlinde.

 

Kulturgeschichtliches

Den Germanen war die Linde der Liebesgöttin Freya heilig und besaß Weissagungs- und

Heilkraft. Im Volksglauben der germanischen und slawischen Völker nimmt die Linde unter den Bäumen den Ehrenplatz ein. Jedes Dorf besaß als Mittelpunkt eine Linde. Sie war Treffpunkt für Jung und Alt zu ernsten und fröhlichen Anlässen, sie war Mittelpunkt des dörflichen Lebens. Der Platz unter der Linde war der Ort für Trauungen, Versammlungen

und Feste jeder Art und der Tanzsaal der Dorfjugend. Die Linde galt als Zeichen der Liebe, schon wegen der herzförmigen Blätter.

Ferner diente die Linde als Rechtsbaum. Gerichtslinden standen auf öffentlichen Plätzen

und in Burgen. Viele Urkunden belegen das „Gericht unter der Linde“ (juridikum sub tilia) durch Ausdrücke wie „gegeben unter der Linde“ oder „unter der Linde vor der Kirch“.

Die auf Hügeln angepflanzten und daher weit sichtbaren Bäume galten als Freiheitsbäume. Die tiefe Verwurzelung der Linde in der Bevölkerung zeigt sich auch in den zahlreichen Sagen und Volksbräuchen. Im Nibelungenlied wird unter anderem erzählt, wie ein Lindenblatt dem Helden Siegfried zum Schicksal wurde. Denn als Siegfried im Drachenblut badete und dadurch unverwundbar wurde, fiel ein Lindenblatt auf seinen Rücken. Dies war die

einzige Stelle, an der Siegfried verwundbar war und durch die er schließlich auch zu Tode kam.

Charakteristisch die Heilwirkung: Honig und Tee aus den Lindenblüten sind wegen der in ihnen enthaltenen ätherischen Öle und Glykoside als Grippe- und Erkältungsmittel bekannt für ihre schweißtreibende Wirkung und die Stärkung der Abwehrkräfte.

Das HolzDas Holz

Seit der Frühzeit des Menschen wird die Linde wegen ihres Bastes geschätzt. So wurden Schilde aus mehreren Schichten geflochtenen Lindenbastes angefertigt. Infolge seiner guten Elastizitäts- und Feuchtigkeitseigenschaften wurde der Bast später zu Matten,

Körben, Säcken, Flechtschuhen, Seilen und als Bindematerial für den Obst- und Gemüsebau

verarbeitet. Auch die Schreiner stellten lange Zeit ihren Leimpinsel aus Lindenbast her.

Aufgrund der geringen Dichte wird das Holz nur im Innenbereich und nicht in der Bauindustrie verwendet. Das weiche und helle Lindenholz, dass eine feine, ebenmäßige Struktur hat, wurde gerne für Schnitzarbeiten verwendet.