Weiden gehören zu den ersten blühenden Pflanzen im Frühjahr. Arten wie die bei uns heimischen Salweiden, Silberweiden, Bruchweiden, Mandelweiden oder Lorbeerweiden genießen daher als Bienenweide eine hohe Wertschätzung bei den Imkern. Sie gehören zu den 18 der 50 in Mitteleuropa vorkommenden Weidenarten, die auch im Hessepark zu finden sind.

Aber auch für viele Wildtiere sind der in den Weiden-Kätzchen verfügbare Pollen und Nektar von großer Bedeutung. Alleine 13 in Niedersachsen vorkommende Wildbienenarten können ausschließlich den Pollen der überwiegend von März bis Mai blühenden heimischen Weidenarten zur Versorgung ihrer Brut nutzen oder sind als Kuckucksbienen auf eine entsprechende Wirtsbienenart angewiesen. Allesamt legen ihre Nester in mehr oder weniger trockenen Böden – zumeist Sandboden – an. Für Hummelvölker ist der Nektar der Weiden eine wichtige Energiequelle und der Pollen die unverzichtbare Eiweißnahrung für die Larven. Auch viele Schmetterlinge nutzen in den ersten warmen Frühlingstagen Weidenblüten, um Nektar zu tanken oder leben während ihrer Raupenzeit von den Blättern der Weiden. Zusammen mit einem Heer von Käfer-, Zikaden-, Wanzen-, Hautflügler- und Blattlausarten bieten sie wie kaum ein anderes heimisches Gehölz einer immensen Artenfülle Lebensraum. Die hohe Insektendichte lockt Vögel und Fledermäuse an. Die Beliebtheit der Weiden setzt sich auch bei den Weidetieren fort. Die schnell nachwachsenden Blätter und Zweige der sehr regenerationsfähigen Gehölze werden wegen ihres milden Geschmacks gerne von Pferden und Wiederkäuern gefressen. Besonders gerne gefressen wird von den Koniks im Hessepark auch die Rinde, was den ein oder anderen Weidenbaum zum Absterben bringt. Es bleiben aber ausreichend viele der von der Baumschule gepflanzten oder später von alleine aufgeschlagenen Weiden an für die Pferde weniger zugänglichen Bereichen erhalten. Der natürliche Hauptlebensraum der Weidenarten sind Flussauen und Sumpfgebiete, wo sie aber vielfach im Zuge von Flussbegradigungen und Gewässerunterhaltung verschwanden. Die Lorbeerweiden wachsen im Tiefland vor allem in Moorgebieten.

Aufgrund ihrer großen Bedeutung ist die Pflanzung von Weiden auf dem eigenen Grundstück ein Gewinn für die Tierwelt. Selbst dort, wo wenig Platz ist, können Weiden als Kopfweiden gesetzt werden. Es reicht oft einen Weidenstock an einer feuchten Stelle in die Erde zu stecken, um ihn zur Wurzelbildung und zum Austrieb von Zweigen zu bringen. Als Kopfweiden haben die Bäume aufgrund ihrer starken Neigung zur Höhlenbildung einen besonderen Wert, denn dann können sich dort Vögel und Fledermäuse einnisten.

Verbreitung

Die Gattung der Weiden (Salix) zählt zu den ältesten voreiszeitlichen Blütenpflanzen. Sie siedeln von der Arktischen Tundra über die gemäßigte Zone bis in die Tropen, sowie von der Meeresküste bis in hochalpine Lagen.

Weiden weisen eine für Holzgewächse einmalige Arten- und Formenvielfalt auf. Sie kommen als mächtige Bäume des Auewaldes und als Sträucher verschiedener Größe bis hin zu den Zwergsträuchern an der Waldgrenze der Hochgebirge vor. Viele Weidenarten sind ausgesprochene Pioniergehölze, die auf die Erstbesiedelung von Extremstandorten spezialisiert sind.

Die Silberweide (Salix alba) ist die namensgebende Art der wichtigsten Pflanzengesellschaft im Überschwemmungsbereich der großen Flüsse, dem Silberweiden-Gehölz . Den schwankenden Wasserstand am Gewässersaum durch Überschwemmung und Trockenheit ertragen neben der Weide nur wenige Baumarten wie Schwarzpappel und Erlen.

 

Die Salweide (S. caprea) ist nicht an nasse oder sumpfige Stellen gebunden und findet sich außerhalb der Auen an Wald- und Wegesrändern, auf Lichtungen, Brachflächen oder an anderen vegetationsfreien Stellen. Sie kommt von der Ebene bis zur Waldgrenze, aber vorwiegend als kleiner Baum des Hügel- und Berglandes vor.

 

Junge Weidenzweige und -wurzeln sind außergewöhnlich biegsam und zugfest. Eine Überschwemmung wird deshalb ebenso unbeschadet überstanden wie Hangrutschungen, Überschüttung oder Steinschlag. Kommt es doch einmal zu Verletzungen der Rinde, so wird dadurch die Bildung von Blüten angeregt.

 

Mit Ausnahme der Salweide haben die Weiden eine sehr ausgeprägte Fähigkeit zur vegetativen Vermehrung: aus kleinsten Zweigstückchen kann wieder ein ganzer Baum oder Strauch gebildet werden. Zurückgeschnittene Stämme treiben zuverlässig aus dem Stock wieder aus.

Eine besondere Verbreitungsstrategie haben einige Weidenarten entwickelt, die häufig am Rand von Fließgewässern stehen. Bei ihnen brechen die Zweige an der Basis leicht ab, so dass sie bei Hochwasser abgerissen und von der Strömung mitgeführt werden. Später bleiben sie irgendwo am Ufer hängen, bilden Wurzeln und treiben erneut aus. Von dem knackenden Geräusch beim Abbrechen hat die Knackweide (auch Bruchweide) ihren Namen.

 

Botanisches

Die Blüten der Weide sind zweihäusig, d.h., eine Pflanze hat entweder nur männliche oder weibliche Blüten. Weidenfrüchte sind Kapseln mit Samen, die mit Hilfe feiner Härchen durch Wind verbreitet werden. Auf geeignetem Boden erfolgt die Keimung innerhalb weniger Stunden und bereits am folgenden Tag hat sich der Sämling entwickelt.

 

Weidenrinde enthält Salicin, einen Wirkstoff, den schon Hippokrates zur Linderung rheumatischer Beschwerden empfahl. Zur Herstellung von Schmerzmitteln aus Rindenextrakt werden Weidenarten mit hohem Salicingehalt angebaut. Die Rinde selbst kann zur Teeherstellung verwendet werden. 1897 gelang es Felix Hoffmann Salicylsäure synthetisch herzustellen: das Aspirin.

 

Übrigens... verwenden Wünschelrutengänger gerne einen gegabelten Weidenast. Denn das am Wasser gewachsene Holz soll dieses am ehesten auch anzeigen.