Unvorstellbar, aber „erst“ rund 7000 Jahre her: Gemischte Herden Tarpane, Auerochsen und Rothirsche zogen durch die fruchtbaren Ebenen Mitteleuropas. Jahrtausende lang waren die Waldtarpane, wie die bei uns ursprünglich verbreiteten Wildpferde genannt werden, als Offenhalter der Landschaft ein wichtiger Bestandteil der Ökosysteme.
Von den Westlichen Wildpferden sind zwei Formen beschrieben, die als Waldtarpan und Steppentarpan bezeichnet werden. Der Waldtarpan war das ursprüngliche Wildpferd Mitteleuropas. Mit steigender menschlicher Bevölkerungsdichte verschwanden die wilden Pferde. In Polen hielten sich kleine Restbestände bis ins 18. Jahrhundert. Die letzten wurden kurz vor dem Wechsel zum 19. Jahrhundert eingefangen und zunächst im Tiergarten eines Landadeligen gehalten, ehe sie 1808 aus wirtschaftlichen Gründen an Bauern der Region verteilt wurden. Damit war die Form ausgestorben.
Ab 1920 wurde in Polen mit sehr ursprünglichen Landpferden (Koniks = kleines Pferd) gezüchtet, die wahrscheinlich aus Kreuzungen mit den 1808 an Bauern verteilten Waldtarpanen hervorgegangen sind. Ziel war es, die Ähnlichkeit mit dem Tarpan zu erhalten oder zu erhöhen. In den 1930er Jahren begann Heinz Heck im Tierpark Hellabrunn einen Rückzüchtungsversuch des Tarpans durch Kreuzung von Przewalski-Pferd-Hengsten mit Koniks, das Resultat ist heute das sogenannte Heckpferd. Dülmener Pferde sowie graue isländische und gotländische Ponystuten wurden eingekreuzt. Auch die Dülmener Pferde aus der Wildbahn des Merfelder Bruches in Nordrhein-Westfalen sind in den letzten Jahrzehnten fast ausschließlich mit Konikhengsten gedeckt worden. Somit haben Koniks, Heckpferde und Dülmener Pferde zunehmende genetische und äußerliche Gemeinsamkeiten entwickelt und weisen das gleiche Zuchtziel auf - eine möglichst große Ähnlichkeit mit dem Tarpan. Ein anderer Rückzüchtungsversuch wurde von Dr. Georg Gaede aus Wiesmoor unternommen. Diese auch als „Tarpane“ bezeichneten Pferde sind im Gegensatz zum Konik zierlich und klein.
In großen Naturentwicklungsgebieten und Nationalparken Europas führen heute mehrere tausend Koniks ein halbwildes Leben, fast so wie die ursprünglichen Tarpane. Vom NABU werden weitere Konikherden in Weidegebieten der Emsmarsch bei Coldam und Nüttermoor für den Naturschutz eingesetzt.